Examensfeier 2024/I
Die Juristische Fakultät feiert ihre Absolventinnen und Absolventen
Am 9. August 2024 fand in der Neubaukirche die feierliche Verleihung der Examenszeugnisse an die 63 Absolventinnen und Absolventen der Ersten Juristischen Prüfung statt. In ehrwürdigem Rahmen feierten die Examinierten ihren Studienabschluss gemeinsam mit Familie, Freundinnen und Freunden sowie Mitgliedern der Juristischen Fakultät. Beim anschließenden Sektempfang im Foyer der Neubaukirche wurde auf den erfolgreichen Abschluss eines wichtigen Lebensabschnitts angestoßen.
Begrüßung durch den Dekan
Der Dekan, Herr Prof. Dr. Christof Kerwer, begrüßte im Namen der Juristischen Fakultät die Hauptpersonen des Tages – die Examinierten – und deren Gäste sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Justiz und Anwaltschaft, Kolleginnen und Kollegen der Fakultät und alle an der Prüfung beteiligten Prüferinnen und Prüfer. Mit einem Rückblick auf den Studienbeginn der Examinierten, der ebenfalls in der Neubaukirche stattfand, spannte Herr Professor Kerwer den Bogen von den ersten Schritten im Jurastudium bis hin zur heutigen Examensfeier. Das juristische Studium sei nicht nur von komplexem Lernstoff geprägt, sondern habe auch die methodische Fähigkeit geschult, sich neuen und unbekannten Problemstellungen widmen zu können. Gleichzeitig vermittle es nicht nur Wissen, sondern bilde zu kritischen Juristinnen und Juristen aus.
Anschließend gratulierte der Dekan herzlich zur bestandenen Prüfung und betonte, wie anspruchsvoll es sei, den gesamten Prüfungsstoff in nur zwei Wochen abzurufen. Er würdigte insbesondere die Disziplin, das systematische Denken und die Werte, die hinter dieser großartigen Leistung stünden. Mit dem bestandenen Examen sei ein prägender Abschnitt zu Ende gegangen. Ob im Referendariat oder auf dem Weg zur Promotion – die Absolventinnen und Absolventen seien nun bestens gerüstet für die nächsten beruflichen Schritte. Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgte Herr Dr. Dr. Dr. Jürgen Buchner an der Orgel, der mit seinen Zwischenspielen den feierlichen Rahmen der Zeremonie abrundete.
Grußwort des Vizepräsidenten der Rechtsanwaltskammer Bamberg
In seinem Grußwort erinnerte sich Herr Dr. Heinz Kracht, Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer Bamberg, an seine Studienzeit an der Universität Würzburg. Als Prüfer im Zweiten Staatsexamen betonte er die Bedeutung des bestandenen Examens als wichtigen Meilenstein, der jedoch nur einen Abschnitt der juristischen Ausbildung markiere. Im weiteren Verlauf stellte er die Aufgaben der Rechtsanwaltskammer vor, die von der Berufsaufsicht bis hin zur Beratung in komplexen Fragen, etwa beim Umgang mit widerstreitenden Interessen, reichen. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der anwaltlichen Verschwiegenheitspflicht, deren gesetzliche Ausnahmen er erläuterte, sowie dem Sachlichkeitsgebot, das Beleidigungen, Lügen und unsachliche Angriffe im Gerichtsverfahren verbietet. Abschließend gratulierte er allen herzlich und sprach die Hoffnung aus, möglichst viele der heutigen Absolventinnen und Absolventen später in der Anwaltschaft begrüßen zu dürfen.
"Die Verantwortung der Demokratie trifft alle, Juristinnen und Juristen aber besonders." - Leander Brößler
Festrede des Vizepräsidenten des Oberlandesgerichts Bamberg
Der Vizepräsident des Oberlandesgerichts, Herr Leander Brößler, überbrachte zunächst die Glückwünsche der Präsidentin, Frau Dr. Karin Angerer, zugleich aber auch für das Landesjustizprüfungsamt (LJPA) in „Amtshilfe“. Als Alumnus der Fakultät erinnerte er sich daran, dass er selbst vor genau 30 Jahren sein Examen ablegte habe – das Zeugnis kam damals allerdings noch per Post. Die Tradition der feierlichen Examensfeier in der Neubaukirche der Alten Universität habe er aber leider selbst verpasst, da diese erst ein Jahr später eingeführt wurde. Der Vizepräsident lobte die kontinuierlich starken Leistungen des Standorts Würzburg: Fast die Hälfte der Examinierten habe ein Prädikat erreicht – ein Beweis für die hohe Qualität der Lehre an der Fakultät, die auch in Zeiten der Pandemie ihrem Ausbildungsauftrag bestens erfüllt habe. Er erinnerte auch an die Fähigkeiten, die für das Bestehen des Examens notwendig seien: analytisch-logisches Denken, Durchhaltevermögen, Fleiß, Resilienz, Leidensfähigkeit und ein gewisses Gespür für Sprache.
Kürzlich habe er auf seinem Dachboden sein eigenes Vorlesungsverzeichnis aus dem Wintersemester 1991 entdeckt. Zwar wurden Hausarbeiten damals noch per Schreibmaschine geschrieben, allerdings fand sich erfreulicherweise schon im damaligen Vorlesungsverzeichnis ein Kurs „EDV für Juristen“. Der Besuch des damaligen Kurses: ein Aha-Erlebnis. In diesem Licht hoffte er, dass den Examinierten ähnliche Aha-Erlebnisse bevorstünden, da im Referendariat ab dem Termin 2024/II die Prüfungen am Laptop geschrieben werden. Das Referendariat sei eine Phase des Ausprobierens und Findens des eigenen Berufsweges – sei es in der Justiz, in der Anwaltschaft oder jenseits der klassischen Karrierewege. Die Berufswahl, so Herr Brößler, sei eine transformative Entscheidung. Juristinnen und Juristen träfen nunmehr auf eine Welt, die nicht nur Fachkompetenz, sondern auch Weitblick erfordere.
Die Verantwortung der Demokratie treffe alle, Juristinnen und Juristen aber besonders. Deshalb appellierte an das demokratische Verantwortungsbewusstsein der Absolventinnen und Absolventen. Die demokratische Rechtsstaat brauche wache Juristinnen und Juristen, die Gefahren erkennen und diese abwehren.
Grußwort des Vizepräsidenten des Landgerichts Würzburg und Übergabe der Examenszeugnisse
Als Vertreter des örtlichen Prüfungsleiters und Vizepräsident des Landgerichts Würzburg gratulierte auch Herr Boris Raufeisen den Absolventinnen und Absolventen. Er blickte auf die Herausforderungen der vergangenen Jahre zurück: Das erschwerte Studium unter Pandemiebedingungen ab 2020 und die damit verbundenen Einschränkungen im Studienalltag. Den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sowie den Krieg im Nahen Osten und die damit einhergehende gesellschaftliche Unsicherheit, Energiesparmaßnahmen und steigende Inflation. Demokratie erfordere viel Arbeit, sei aber die Anstrengungen der Pflege der wert. Gerade die Studierenden wüssten dies, gehörten sie doch zur Altersgruppe der 14-29-Jährigen, die so pessimistische sei als nie zuvor. Ein Kontext, in dem Studium und Prüfung besondere Anstrengung verlangten. Aber in Krisen liegen auch Chancen, betonte der Vizepräsident des Landgerichts.
Das Thema wechselnd, kam er auf positivere Ereignissen zu sprechen: Wer derzeit den Fernsehe einschalte, sehe sportlich die Olympischen Sommerspiele von Paris, aber auch die erste Meisterschaft von Bayer 04 in der Fußball-Bundesliga. Das Jahr 2024 werde den Studierenden aber nicht wegen dieser Ereignisse in Erinnerung bleiben, sondern vielmehr wegen ihrer herausragenden Leistung des bestandenen Examens. So verglich Herr Raufeisen das Examen mit einer sportlichen Höchstleistung, ähnlich einem olympischen Wettkampf: Vier Jahre Vorbereitung, ständige Leistungskontrollen, intensive Trainingsphasen. Das Staatsexamen sei damit ein juristischer Mehrkampf in drei Säulen mit mündlicher Prüfung, das Examenszeugnis die Medaille – und alle heutigen Absolventinnen und Absolventen seien „unsere Heldinnen und Helden“. Im Namen des Präsidenten des Landgerichts übermittelte er anschließend die Ergebnisse des Prüfungstermins 2024/I und überreichte gemeinsam mit Herrn Brößler und Herrn Prof. Dr. Kerwer die Examenszeugnisse.
Verleihung des Wolfgang-Kuhlen-Preises für das beste Examen und Rede des Preisträgers
Nach einleitenden Worten des Stifters, Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Salch, wurde der Wolfgang-Kuhlen-Preis für das beste Examen des Prüfungstermins an Herrn Jakob Linke verliehen. In seiner Rede bedankte sich Herr Linke zunächst bei der Dieter-Salch-Stiftung Pro Universitate für die Auszeichnung. Es folgte ein sehr persönlicher Moment: Er richtete seinen Dank an seine Eltern und seinen Bruder, die ihn auf seinem bisherigen Lebensweg stets unterstützt hätten, ebenso wie an seine Freundinnen und Freunde. Denjenigen, die sich derzeit in der Examensvorbereitung befinden, wünschte er viel Glück und vor allem Durchhaltevermögen für die bevorstehenden Herausforderungen.
Im Anschluss sprach er offen über seinen eigenen, in mancher Hinsicht untypischen Weg zum Examen: Er habe sich bewusst gegen ein privates Repetitorium entschieden und ausschließlich das UniRep der Universität Würzburg besucht. In diesem Zusammenhang dankte er den Professorinnen und Professoren sowie den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das universitäre Repetitorium mit großem Engagement tragen – namentlich bei Professor Suerbaum, Professor Teichmann, Professor Kerwer und Professor Weber. Herr Linke hob zudem hervor, dass das UniRep heute, nicht zuletzt durch die kontinuierlichen Verbesserungen und das Engagement der Fakultät, eine echte und erfolgreiche Alternative zu kommerziellen Angeboten darstelle. Seine eigenen Erfahrungen hätten das eindrucksvoll bestätigt.
Zum Abschluss seiner Rede blickte er reflektierend auf sein Studium zurück: Auch wenn nicht immer alles reibungslos verlaufen sei und gelegentlich Zweifel an der Studienwahl aufkamen, so habe er nie daran gezweifelt, dass die Wahl der Universität Würzburg richtig gewesen sei. Es sei ihm daher eine besondere Ehre gewesen, gemeinsam mit seinen Mitabsolventinnen und Mitabsolventen – als nunmehr ehemalige Studierende der Juristischen Fakultät Würzburg – diesen besonderen Meilenstein zu feiern.
Grußwort und Übergabe der Urkunden an die Europajuristinnen und Europajuristen
Herr Prof. Dr. Florian Bien, Vorsitzender der Studienleitung des Begleitstudiums im Europäischen Recht, würdigte die Leistungen der Absolventinnen und Absolventen des Begleitstudiums. Das Begleitstudium berechtigt zur Führung des Titels „Europajurist/in“ und verdeutlicht die europarechtliche Ausrichtung der Fakultät – verstärkt durch den neuen LL.B.-Studiengang „Europäisches Recht“. Nach der Bekanntgabe der Ergebnisse verlieh Herr Professor Bien die Urkunden an die Absolventinnen und Absolventen und gratulierte herzlich zum erfolgreichen Abschluss des Begleitstudiums.
Verleihung der Preise des Juristen ALUMNI Würzburg e.V. und Schlusswort des Dekans
Als Mitglied des Vorstands der Juristen ALUMNI Würzburg e.V. gratulierte der Dekan den Absolventinnen und Absolventen herzlich und überreichte die ALUMNI-Examenspreise an Herrn Jakob Linke, Herrn Johannes Steinker und Frau Alina Pröhl sowie den ALUMNI-Europapreis an Frau Tina Albert. In seiner Rede stellte er außerdem die Tätigkeit des Vereins und die Vorteile einer Mitgliedschaft vor. Der ALUMNI Würzburg e.V. fördert den fachlichen und menschlichen Austausch zwischen Studierenden, Lehrenden und Ehemaligen der Juristischen Fakultät Würzburg, mit dem Ziel eine Brücke zwischen den Juristengenerationen zu schlagen und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Fakultät zu stärken. Gleichzeitig bietet der Verein die Möglichkeit, auch nach dem Studium mit der Fakultät in Verbindung zu bleiben. Darüber hinaus können durch die Mitgliedsbeiträge zahlreiche Förderangebote für Studierende aufrechterhalten und neue Projekte initiiert werden, weshalb sich der Verein über jedes Mitglied freut.
Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Herr Prof. Dr. Kerwer bei allen Rednerinnen und Rednern sowie bei Herrn Dr. Dr. Dr. Jürgen Buchner für die musikalische Gestaltung. Ein besonderes Präsent ging an Herrn Brößler und Herrn Raufeisen als Dank für ihre Mitwirkung bei der Zeugnisverleihung. Er wünschte den Absolventinnen und Absolventen eine schöne Feier und lud zum Sektempfang in das Foyer der Neubaukirche ein. Nach dem traditionellen Gruppenbild wurde bei kalten Buffet auf den erfolgreichen Studienabschluss angestoßen und die Zeugnisübergabe gemeinsam mit Familie, Freundinnen und Freunden gefeiert – ein würdiger Ausklang eines bedeutenden Tages.
Die Juristische Fakultät beglückwünscht alle Absolventinnen und Absolventen und wünscht ihnen viel Erfolg für die Zukunft. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
Ein Beitrag von Eric Leonhardt.