Intern
Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Weber

Seminarfahrt nach Luxemburg SS 2014

Vier Tage zu Gast beim Großherzog

Arbeitsrechtliches Seminar zu Besuch in Luxemburg

Die neuere Entwicklung des deutschen Arbeitsrechts wird durch die Europäisierung der nationalen Rechtsordnungen geprägt. Dieser Einfluss ist nicht nur auf die EU-Richtlinien, sondern insbesondere auch auf die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zurückzuführen. Mit diesen Entwicklungen setzten sich im vergangenen Sommersemester die Teilnehmer des Seminars von Prof. Dr. Christoph Weber auseinander – und das nicht nur in Theorie, sondern auch vor Ort beim EuGH in Luxemburg.

Nachdem das Seminar in Würzburg seinen Auftakt genommen hatte (20. Juni 2014), zog der  Tross – Professor, Assistenten und Seminarteilnehmer – nach Luxemburg und bezog Quartier in einer Jugendherberge. Hier trug das Gros der Teilneher in den folgenden Tagen (21. Bis 24. Juni 2014) ihre knapp halbstündigen Referate vor – jeweils gefolgt von einer Diskussion in der gesamten Runde.

Die Seminarthemen betrafen  ausgewählte Problemkreise aus dem Europäischen Arbeitsrecht. Den Anfang machten Vorträge zur Arbeitnehmerfreizügigkeit im Berufssport und zum Konflikt zwischen Grundfreiheiten und Europäischem Grundrechtsschutz. Es folgten mehrere Referate zur Wirkung von Richtlinien, angefangen vom Staatshaftungsanspruch bei fehlerhafter Umsetzung, über die vertikale und horizontale Richtlinienwirkung bis hin zur Bedeutung des effet-utile-Grundsatzes.

Nach diesen Grundlagenthemen folgten Referate zu speziellen arbeitsrechtlichen Fragen mit europarechtlichem Bezug. Den ersten Block bildeten Vorträge aus dem Bereich des Antidiskriminierungsrechts, insbesondere zur Altersdiskriminierung und der Problematik des Auskunftsanspruches für Stellenbewerber zum Nachweis einer Diskriminierung. In weiteren Referaten ging es um das Massenentlassungs-, das Urlaubs-, das Befristungs- und das Betriebsübergangsrecht. Zuletzt wurde das hochumstrittene Spannungsverhältnis zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der Kirchen und dem staatlichen Arbeitsrecht andererseits behandelt.

Neben dem wissenschaftlichen Arbeiten stand den Teilnehmern auch freie Zeit zur Verfügung. Sie konnten nicht nur die vielen luxemburgischen Sehenswürdigkeiten besichtigen, sondern auch inmitten eines internationalen Kneipen-Publikums die wichtigsten Spiele der Fußball-WM verfolgen, allen voran das hart umkämpfte 2:2 der DFB-Elf gegen Ghana. Dem Zufall war es geschuldet, dass just an diesem Wochenende der luxemburgische Nationalfeiertag begangen wurde. So huldigten auch die Würzburger Seminarteilnehmer dem luxemburgischen Großherzog und kamen zum Dank in den Genuss eines opulenten Feuerwerks.

Am letzten Tag stand der Höhepunkt auf dem Programm: der Besuch des EuGH. Die Seminarteilnehmer hatten Gelegenheit, die mündlichen Verhandlung in der Rechtssache C-542/13 (M’Bodj) mitzuerleben, ein Verfahren aus dem Bereich des Sozialrechts. Großen Eindruck hinterließ das geradezu feierliche Zeremoniell im großen Verhandlungssaal des EuGH und die Zahl der Verfahrensbeteiligten: 13 Richtern (große Kammer), Generalanwalt, Kanzler sowie zahlreiche mitgliedstaatlichen Regierungsvertreter und Anwälte. Vom Zuschauuerraum aus verfolgten die Seminarteilnehmer mehrere Plädoyers, die in unterschiedlichen Sprachen gehalten wurden. Dabei bekamen sie per Kopfhörer die Übersetzung der Simultandolmetscher geliefert. Zum besseren Verständnis hatte eine EuGH-Mitarbeiterin den Seminarteilnehmern zuvor in einer kurzen Einführung die Hintergründe und die rechtlichen Knackpunkte des Verfahrens erläutert.

In einem Rundgang durch das Labyrinth des EuGH konnten die Teilnehmer danach die Gebäude besichtigen und Eindrücke aus dem Alltag dieser europäischen Institution gewinnen. Es folgte ein Gespräch mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Generalanwältin Kokott, der nicht nur seine persönlichen Erfahrungen aus der Arbeit am EuGH schilderte, sondern auch zahlreiche Fragen der Teilnehmer beantwortete. Ein gemeinsames Mittagsessen in der Kantine des Gerichtshofs bildete den Abschluss des EuGH-Besuchs und zugleich des Aufenthalts in Luxemburg. Apropos Essen: den herzhaften Biss eines gewissen Luis Suárez konnten die Seminarteilnehmer während der Bus-Rückfahrt live auf dem Bildschirm verfolgen.

An dieser Stelle bedanken sich die Seminarleitung und die Teilnehmer beim Juristen ALUMNI Würzburg e.V. für die finanzielle Unterstützung sowie bei allen Beteiligten, die zum Gelingen der Seminarfahrt beigetragen haben.

 

Autor: Yves Manzanza-Lumingu