Intern
Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Weber

Exkursion nach Brüssel

Exkursion nach Brüssel im SS 2007

Der Einfluss des Europäischen Rechts ist auf dem Gebiet des Arbeitsrechts besonders ausgeprägt. Prof. Christof Kerwer und Prof. Christoph Weber nahmen dies zum Anlass, ihre Studienarbeits- und Grundlagenseminare im SS 2007 unter das Motto „Die soziale Dimension des Binnenmarktes“ zu stellen. Um den Teilnehmern – zusätzlich zu der wissenschaftlichen Auseinandersetzung – auch einen praktischen Einblick in dieses Thema zu ermöglichen, organisierten die beiden Lehrstühle eine gemeinsame Fahrt nach Brüssel vom 6. bis 10. Juni. Mit dabei waren neben Prof. Kerwer und Prof. Weber ein Großteil der Lehrstuhlmitarbeiter (Britta Gnauck, Stephanie Jahto, Deike Hempel, Jonathan Hohmann und Barbara Schäffer) und insgesamt 33 Seminarteilnehmer.

Wegen der großen Teilnehmerzahl war ein Teil der Seminarvorträge auf das vorhergehende Wochenende (Räume der juristischen Fakultät in Würzburg) vorgezogen worden. Nach der Ankunft in Brüssel am Mittwochnachmittag (6. Juni) wurden die Seminarvorträge mit drei Themen fortgesetzt, die insbesondere der Vorbereitung auf das Besuchsprogramm an den beiden folgenden Tage dienten: „Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss“, „Das Grünbuch Arbeitsrecht der Europäischen Kommission“ und „Der Arbeitnehmerbegriff im deutschen und europäischen Arbeitsrecht“.

Der Donnerstag war den Europäischen Sozialpartnern gewidmet, zunächst dem Besuch von businesseurope, der Dachorganisation der europäischen Arbeitgeberverbände. Einem allgemeinen Bericht über den Sozialen Dialog und die Lobby-Arbeit von businesseurope im Rahmen der europäischen Rechtsetzung (Peter Kettlewell) folgte ein Vortrag über die Arbeitgeber-Position zum Grünbuch Arbeitsrecht der Kommission.

Am Nachmittag folgten die Teilnehmer der Einladung des Europäischen Gewerkschaftsbundes (ETUC): In einem lebhaften Vortrag ging Wim Bergans gleichermaßen auf die bisherigen Erfolge von ETUC wie auf die aktuelle Stagnation im Sozialen Dialog in Europa ein und bot ausführlich Gelegenheit für Nachfragen von Seiten der Studenten.

Den Rest des Tages nutzten die Teilnehmer für die Besichtigung Brüsseler Sehenswürdigkeiten (Atomium, Grand’ Place, „Männeken Pis“ etc.) und beendeten den Tag in einem traditionellen Brüsseler Lokal mit der Verkostung belgischer Bierspezialitäten.

Der Freitag brachte als Höhepunkt einen Besuch bei der Europäischen Kommission. Im Anschluss an einen allgemeinen Vortrag über die Arbeit der Kommission durch Dr. Ralf von Ameln stellte Paul Cullen (DG Employment, Social, Affairs and Equal Opportunities) ausführlich und kompetent das Konzept des Grünbuches Arbeitsrecht der Kommission vor.

Als aufschlussreich empfanden die Teilnehmer den Besuch beim Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA), einer Institution der EU mit lediglich beratender Funktion durch Roberto Hayder (Head of Private Office). Den Teilnehmer des Seminars gab der Besuch beim EWSA Anlass zu einer kritischen Diskussion über Fehlentwicklungen im institutionellen System der EU, die noch am Abend in einer Brüsseler Kneipe in Gedicht- und Gesangsform fortgeführt wurde…

Am Samstagvormittag hatten die Teilnehmer Zeit, Brüssel auf eigene Faust zu entdecken bzw. auszuschlafen. Der Nachmittag war dann drei weiteren Seminarthemen gewidmet, die sich mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit beschäftigten: „Die unmittelbare Wirkung der Arbeitnehmerfreizügigkeit“, „Arbeitnehmerfreizügigkeit und Beschäftigungsverhältnisse im öffentlichen Dienst“ und „Arbeitnehmerfreizügigkeit und Berufssport“. Gerade das zuletzt genannte Thema war Anlass für ausgiebige Diskussionen zwischen den Teilnehmern im Anschluss an das Referat.

Am Sonntagvormittag hatten die drei letzten Teilnehmer die undankbare Aufgabe, ihre Seminarthemen vorzustellen. Trotz der allgemein nicht zu übersehenden Erschöpfung am Ende der Woche kam es jedoch gerade beim Thema „Formen der geschlechtsbezogenen Diskriminierung – Rechtsprechung und Gesetzgebung“ zu hitzigen, teilweise rechtspolitischen Debatten über Umfang und Grenzen von gesetzlichem Diskriminierungsschutz. Weitere Referatsthemen waren „Altersdiskriminierung im europäischen und deutschen Arbeitsrecht“ und „Umsetzungsprobleme bei der Massenentlassungsrichtlinie“.

Am Nachmittag stiegen die Teilnehmer in den Bus Richtung Heimat. Am Abend endete die Fahrt schließlich dort, wo sie begonnen hatte: vor den Stufen der Universität am Sanderring.

Am Ende konnten die Studenten auf eine Fahrt zurückblicken, die nicht nur in fachlicher Hinsicht sehr wertvoll, sondern auch ein außergewöhnliches Gemeinschaftserlebnis war. Die Professoren zeigten sich begeistert über die äußerst rege Teilnahme der Studenten am Tagesprogramm und den thematischen Diskussionen – insbesondere in Anbetracht einer intensiven Abendgestaltung. Ein besonderer Dank gilt Stefanie Jatho für ihre erstklassige organisatorische Vorbereitung.

Stephan Gräf