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Juristische Fakultät

Interview mit Frau Prof. Dr. Laura Münkler, der neuen Inhaberin des Lehrstuhls für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht

12.05.2022

Die Juristische Fakultät freut sich, Frau Prof. Dr. Laura Münkler begrüßen zu dürfen. Sie tritt die Nachfolge von Herrn Prof. Dr. Horst Dreier an, dem vormaligen Inhaber des renommierten Lehrstuhls. Aktuell forscht sie unter anderem zu demokratietheoretischen Fragestellungen sowie Fragen des Gesundheitsrechts. Im Interview spricht sie über ihre Ankunft in Würzburg, entscheidende Weichenstellungen ihres Berufslebens und welche Ratschläge sie jungen Jurist:innen mit auf den Weg gibt.

Frau Prof. Dr. Laura Münkler  trat zum Sommersemester 2022 die Nachfolge von Herrn Prof. Dr. Horst Dreier  am Lehrstuhl für Rechtsphilosophie, Staats- und Verwaltungsrecht an. Nach ihrem Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin und ihrem Juristischen Vorbereitungsdienst am Kammergericht Berlin, promovierte und habilitierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München am Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Jens Kersten. Zuletzt hatte sie den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere Verwaltungs- und Gesundheitsrecht an der Universität Greifswald inne. Das Interview führt Eric Leonhardt, studentische Hilfskraft am Dekanat der Juristischen Fakultät.

Zunächst möchten wir Sie recht herzlich an der Juristischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität begrüßen. Sind Sie gut angekommen in Würzburg?

Ja, das bin ich. Am Anfang war der Umzug von Greifswald nach Würzburg ein bisschen holprig, aber an der Fakultät bin ich mittlerweile sehr gut angekommen und bereits in verschiedenste Projekte und Anträge eingebunden. Das ging jetzt recht schnell. Im Übrigen sitzen wir mit unserem Lehrstuhl an der Alten IHK und damit in direkter Nähe von Residenz und Hofgarten, was sehr schön ist – da konnte man ja nur gut ankommen.

Warum haben Sie den Ruf nach Würzburg angenommen? Zuletzt hatten Sie einen Ruf an die Bucerius Law School an den Lehrstuhl Kritik des Rechts erhalten, den Sie abgelehnt haben. Wieso Würzburg?

Zum einen liegt das an meiner Forschungsausrichtung. Zwar hätte dies an der Bucerius Law School mit Grundlagen des Rechts auch gut gepasst, aber mit der Nachfolge von Prof. Dr. Dreier in der Kombination von Öffentlichem Recht, Verwaltungsrecht und Rechtsphilosophie sah ich mich in meinen Forschungsinteressen im Besonderen widergespiegelt. Darüber hinaus habe ich durch meine Forschungshistorie und Qualifikation an der Ludwigs-Maximilians-Universität München auch eine Nähe zum Bayerischen Landesrecht, sodass auch da die Rückkehr nahe lag. Zum anderen war die Entscheidung zusätzlich persönlich bedingt. Ich lebe mit meiner Familie in Augsburg, da ist Würzburg zum Pendeln sehr viel praktischer.

Freuen Sie sich auf die Zeit in Würzburg?

Ja, sehr. Ich hoffe vor allem, dass es nun eine längere Zeit wird. Nach dem ich Greifswald ja schon nach einem Jahr wieder verlassen habe, möchte ich jetzt mal wirklich an einer Universität ankommen. Und ich bin bereits ganz gespannt auf die Studierenden.

 

„Nach dem Vortrag war ich dann plötzlich nervös, weil mir die Stadt wirklich sehr gut gefallen hat.“

 

Waren Sie davor schon einmal in Würzburg? Haben Sie schon etwas von der Stadt gehört?

Ich habe schon ein bisschen von der Stadt gehört. Tatsächlich war ich beim “Vorsingen“ aber das erste Mal hier. Mein Vortrag war so gegen 10/11 Uhr – ganz genau erinnere ich mich gerade nicht mehr – und ich war schon gegen 8 Uhr hier, habe mir ein bisschen was angeschaut und war dann sehr begeistert. Nach dem Vortrag war ich dann plötzlich nervös, weil mir die Stadt wirklich sehr gut gefallen hat und ich das Gespräch mit der Kommission angenehm fand.

Würzburg wird oft als Geheimtipp unter den Studentenstädten bezeichnet und hat viel zu bieten. Man denke an die Festung, Weinberge, Mainwiesen sowie die vielen kleinen Läden und Cafés in der Stadt.

Ja, es ist von der Größe mit Augsburg vergleichbar. Nicht was die tatsächliche Einwohnerzahl betrifft, aber was den Innenstadtkern und die Möglichkeiten anbelangt. Es ist weder zu klein, noch zu groß, sodass es sich in unterschiedliche Zentren verlöre. Das finde ich insgesamt sehr angenehm. Und dadurch, dass die Fakultät direkt in der Stadt liegt, hat man unterschiedlichste Möglichkeiten. Ich weiß es zwar noch nicht genau, ob ich dies am Ende zeitlich wirklich alles genießen kann –  manchmal bin ich etwas zu schnell und euphorisch in meiner Planung potenzieller Mittagessen und Kaffeetrinken in der Stadt und dann ist doch leider zu viel anderes zu tun. Aber alleine diese Option zu haben, ist schon viel Wert.

Ich bin in der Examensvorbereitung immer in den Lernpausen in die Stadt gegangen und habe dort meinen Espresso getrunken. Das waren fünf Minuten Fußweg, da sind die kurzen Wege wirklich hervorragend.  

Das hilft ja auch enorm, wenn man intensiv in der Examensvorbereitung arbeitet und eine Pause braucht. Dass man mal den Ort wechselt und nicht unbedingt eine halbe Stunde fahren muss. Wenn ich an meine Zeit im ersten Staatsexamen in Berlin zurückdenke, verläuft es sich dort schon ziemlich. Gerade um die Humboldt Universität herum – zumal es in der Nähe des Gendarmenmarktes doch letztlich so teuer ist, dass man da als Studierender nicht dauernd Kaffee trinken kann.

 

„…das Kennenlernen eines anderen wissenschaftlichen Umfeldes mit einer starken wissenschaftlichen Diskussionskultur war für mich sehr bereichernd.“

 

Was hat Sie auf dem Weg nach Würzburg am meisten geprägt? Was waren entscheidende Weichenstellungen?

Mit am meisten geprägt hat mich sicher meine Zeit an der Ludwigs-Maximilians-Universität München am Lehrstuhl von Prof. Dr. Jens Kersten. Mein damaliger Wechsel aus Berlin nach München und das Kennenlernen eines anderen wissenschaftlichen Umfeldes mit einer starken wissenschaftlichen Diskussionskultur war für mich sehr bereichernd. Eine entscheidende Weichenstellung war aber wohl auch, dass ich teils entgegen dem Rat von einigen Kolleg:innen meist an meinen eigenen Ideen festgehalten habe. Das betrifft sowohl meine unter nicht ganz unkomplizierten Umständen getroffene Entscheidung, nach München zu wechseln, als auch die Wahl meines Habilitationsthemas  "Expertokratie". In beiden Fällen bin ich sehr froh, mich nicht habe beirren zu lassen.

Sie haben eben Ihre Forschungsschwerpunkte angesprochen. Welche sind das konkret und warum halten Sie gerade diese für besonders wichtig?

Zum einen forsche ich zu verfassungstheoretischen Fragestellungen, insbesondere an meinem Habilitationsthema “Expertokratie“. Bei letzterem habe ich mich damit beschäftigt, inwieweit es eigentlich demokratietheoretisch vereinbar ist, dass wir auf die Expertise einzelner Personen angewiesen sind, diese einbinden, davon letztlich abhängig sind und ob das wiederum bestimmte Entscheidungsmodi der demokratischen Entscheidungsfindung unterläuft. Gerade durch die Corona-Pandemie ist dies ein besonders aktuelles Thema geworden. Darüber hinaus forsche ich auch zu gesundheitsrechtlichen Fragen, welche einerseits ebenfalls durch die Corona-Pandemie und andererseits aufgrund von Fragen der Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens aktuell sind. Das schließt meiner Meinung nach sehr gut an Professor Dreiers Forschung an, der unter anderem auch mit ethischen Fragen des Gesundheitsrechts und natürlich dem Verfassungsrecht sowie der Rechtsphilosophie zu tun hatte. An einigen Punkten gehe ich natürlich auch andere Wege, trotzdem erscheint mir dies im Hinblick auf die Ausrichtung des Lehrstuhls sehr geeignet zu sein.

Ihre Dissertation mit dem Titel „Kosten-Nutzen-Bewertungen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Eine Perspektive zur Ausgestaltung des krankenversicherungsrechtlichen Wirtschaftlichkeitsgebots?„ wurde mit dem Fakultätspreis der Juristischen Fakultät der LMU und dem  Promotionspreis der Münchner Juristischen Gesellschaft ausgezeichnet. Beschäftigen Sie sich in dieser Arbeit mit Effizienz im Recht?

Genau. Letztendlich geht es dabei darum, ob bestimmte Methodiken aus den Wirtschaftswissenschaften, die eben  auf eine Optimierung der Nutzung von Geldern gerichtet sind, auch im Recht verwendbar sind oder ob dies bestimmten Rechtsprinzipien – gerade im Gesundheitsbereich – entgegenläuft. Es also nicht zwingend effizient sein muss, eine bestimmte Behandlungsmethode einzusetzen. Ich frage folglich letztlich danach, ob wir diese wirtschaftswissenschaftlichen Methoden im Recht übernehmen können. Dies scheint mir ein gewichtiges Thema zu sein, schließlich geht es darum, inwieweit wir Leistungskürzungen im Rahmen von Krankenversicherungsleistungen vornehmen sollten und woran diese eigentlich bemessen werden können.

 

„Ich glaube, dass man über den modernen Einsatz von Medien Wissensvermittlung attraktiver gestalten kann.“

 

Sie sind beruflich auf Twitter unterwegs. Was versprechen Sie sich von der Benutzung? Und finden sie, dass die Kommunikation und die Nutzung von Medien seitens der Lehrenden generell moderner sein sollte?

Ich glaube, dass man über den modernen Einsatz von Medien Wissensvermittlung attraktiver gestalten kann. Ob man dies im Speziellen mit Hilfe von Twitter gestalten kann, ist dagegen eine zweitrangige Frage. Twitter nutze ich überwiegend für Hinweise auf Veranstaltungen, was für ein interessiertes Publikum in dieser Hinweisfunktion sinnvoll sein könnte, um zu zeigen, was über Lehrveranstaltungen hinaus besuchbar ist. Gerade durch die Möglichkeit hybrider Teilnahme ist dies für Studierende sowie Mitarbeitende mittlerweile attraktiver geworden. Aber eine Vermittlung von Wissen über Twitter scheint mir eher kompliziert. Verkürzungen und Komplexitätsreduktion ist zwar sicher nützlich, aber wissenschaftlich nicht ganz unproblematisch. Daher beschränke ich mich zumeist auf Hinweise zu Veranstaltungen und aktuelle Diskussionen, nicht aber um meine wissenschaftlichen Auffassungen zu profilieren.

Sprechen Sie privat viel über Jura? Und haben Sie noch andere Leidenschaften abseits der Rechtswissenschaft?

Die habe ich in jedem Fall. Denn mein privates Umfeld besteht nicht hauptsächlich aus Juristen. Mein Mann ist Arzt an einem Klinikum, sodass wir auch häufig über medizinische Fragen diskutieren. Natürlich prägt sich der Freundeskreis auch durch berufliche Wechsel, die man in der Qualifikationsphase auf eine Professur nimmt, relativ stark durch andere Mitarbeitende. Ich möchte daher nicht behaupten, nicht auch mit vielen Jurist:innen befreundet zu sein. Da wird selbstverständlich auch über juristische Themen im weiteren Sinne gesprochen. Aber auch über vieles anderes. Im Übrigen bin ich privat häufig mit meinen Kindern beschäftigt und da diskutieren wir keine juristischen Themen, sondern lernen gerade viel über Dinosaurier.

 

„Finden Sie eine Balance zwischen Vertrauen in sich selbst und der Annahme von Kritik.“

 

Welchen Rat würden Sie zum Abschluss jungen Jurist:innen mit auf den Weg geben?

Finden Sie eine Balance zwischen Vertrauen in sich selbst und der Annahme von Kritik. Bauen Sie sich frühzeitig ein Netzwerk auf, dass Sie aber auch nicht dauernd bespielen müssen. Arbeiten Sie sich nicht laufend an den Leistungen anderer ab, sondern gehen Sie ihren eigenen Weg. Konzentrieren Sie sich auf ihre Interessen, Ziele und deren Umsetzung. Versuchen Sie selbst in Rückschlägen etwas positives zu sehen und nehmen Sie diese nicht zu persönlich. Jeder hatte einige hiervon. Das Jurastudium und ihre gesamte Karriere ist eine Langstreckendisziplin.  

 

Wir bedanken uns herzlich für Ihre Zeit, Frau Professorin Münkler.

 


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